Herzlich Willkommen auf der Trade Show No. 4, 1971

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Früher war alles besser? Natürlich nicht. Aber es war auch nicht alles schlecht. Das findet zumindest die Belgierin Christelle Loozen. Ihre Marke „1971“ widmet sich den zeitlosen Stilelementen der 70er – und lässt sie mit einem nachhaltigen Touch wieder auferstehen.

1971 ist nicht nur der Name dieser belgischen Marke, sondern auch das Geburtsjahr ihrer Gründerin. Kein Wunder, dass diese Jahreszahl für Christelle Loozen also mit allerlei positiven Erinnerungen verknüpft ist. „Es geht um Freunde, um Rockmusik oder auch um Motorräder – wichtig ist die Leidenschaft für das Authentische“, fasst die Unternehmerin den Anspruch von 1971 zusammen. In den Produkten der Marke sollen sich der Aufbruchsgeist und die Möglichkeiten der frühen 70er widerspiegeln, einer Zeit, in der es noch bunt-optimistisch zuging. Das Motto: Ein Schuss Optimismus kann auch in Zukunft nur guttun.

Träger dieser positiven Einstellung sind im Fall von 1971 die Kleidungsstücke für Männer: Chinos, Pullover, Polohemden. Sie verkörpern eine unauffällige Eleganz, die eher an das gut gekleidete Norditalien denn an Belgien denken lässt, und genau das ist gewollt. Die leise Lässigkeit der Scooterboys, das unaufdringliche Stilbewußtsein der Ivy-League-Schule, aber auch die grafische Großmäuligkeit eines auffälligen T-Shirt-Motivs finden sich alle in der 1971-Kollektion wieder.

Verbunden ist dieser Stil-Kanon mit einem nachhaltigen Grundgedanken, der Fast Fashion auf den Müllhaufen der Geschichte werfen will. Christelle arbeitet so oft es geht mit kleinen europäischen Unternehmen zusammen, die auch auf der Website von 1971 aufgeführt werden. Transparenz ist also garantiert. So werden Sweatshirts und T-Shirts zum Beispiel im Norden Portugals hergestellt, während die Jeans über die Fabrikation der Familie Colantoni aus Isola del Gran Sasso in Italien bezogen werden. Auch bei den Zulieferern legt 1971 Wert auf Nachhaltigkeit – so gehörte der Denimproduzent zu den ersten in seiner Region, der auf Sonnenenergie setzte und die Wiederverwertbarkeit von Rohstoffresten und Wasser vorantrieb. Die Pullover und Polohemden werden für 1971 ebenfalls in einem Familienunternehmen in Italien produziert, das bereits seit 1968 aktiv ist. Es ist dieser Blick auf das Kleine, Überschaubare, der 1971 auszeichnet – der menschliche Faktor steht im Vordergrund. Da ist es nur folgerichtig, dass alle 1971-Produkte in verhältnismäßig kleinen Stückzahlen produziert werden, Überproduktion ist für die Marke ein Fremdwort. Wer also auf regelmäßige Schlussverkaufsrunden im Online-Shop wartet, die helfen sollen, übervolle Lager zu leeren, der wartet bei 1971 vergeblich. Und das ist gut so.

Christelle selbst blickt auf eine solide Karriere in der Denim- und Fashionindustrie für Männerkleidung zurück und nach fast 25 Jahren bei wichtigen Playern in diesem Markt beschloss sie dann ab 2019, ihr eigenes Ding zu machen: 1971 war geboren. Christelle über ihre Motivation: „Meine Inspiration speist sich aus drei Quellen: Meinen Kindheits- und Teenagererinnerungen, meiner Liebe zum Denim und aus Einflüssen durch die Retro- und Rockszene.“ ZZ Top oder die Rolling Stones mögen nicht jedermanns Sache sein, aber sie verkörpern durch ihre „Immer-schon-dagewesen“-Haltung eine solide Überlebenshaltung, die auch der Kleidungsindustrie gut zu Gesicht steht: Some things never change.

www.1971belgium.be

Text • Carsten Sobek | Fotos • Tom Delvaux

 

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