Der Mensch ist keine Maschine. Maschinen können nicht riechen, fühlen oder eine emotionale Bindung zum Produkt aufbauen, das sie herstellen. Maschinen sind für annähernde Perfektion
gemacht, die dem Menschen das Handwerk abnehmen. Und genau das ist das Fatale – das Handwerk geht verloren. Bei Siegmund & Fritz jedoch nicht.
Handwerk heißt Handwerk, weil mit den Händen ein Werk vollbracht wird. Maurice Bock, der Mann hinter Siegmund & Fritz, (die Namen seiner Großväter) steht voll und ganz hinter dem Handwerk im klassischen Sinne, sodass er von jeglichen Maschinen für die Produktion seiner Taschen absieht.
Für seine Produkte verwendet Maurice Bock ausschließlich Leder von der Gerberei Kobel, die 1877 in Kellinghusen in Schleswig-Holstein gegründet wurde. Noch heute verwendet die Gerberei die Räumlichkeiten, die Techniken und das Know-how von früher. Seit nun 145 Jahren merkt man, wie Leidenschaft und Begeisterung durch die Adern der Gerber strömen, denn nur so können sie ihrem hohen Anspruch an Qualität gerecht werden.
Gehen wir mal zusammen in die Gerberei. Stellen Sie sich vor, sie stehen vor einer alten Halle aus rotem Backstein. Sie sehen die dünnen, blassen Fenster, die durch Eisenstreben in jeweils kleine Quadrate unterteilt werden. Sie gehen durch den Torbogen aus abgewetzter, dunkler Eiche. Mit dem ersten Schritt in die Halle hören Sie, wie unter Ihnen die mittlerweile dunkelbraunen Holzdielen knarzen. Sie riechen die Gerbstoffe und fühlen die glatte Oberfläche des frisch gegerbten Leders. Die Maschinen, das Holz, die Leidenschaft; in all den Dingen spüren Sie die vergangene Zeit. Das meiste ist noch so erhalten, wie es 1877 eingerichtet wurde.
Diese Zeitreise erlebt Maurice Bock jedes Mal, wenn er Leder für seine Taschen aussucht. Dabei setzt er meistens auf Geschirrleder, das sonst vorwiegend für den Reitsport verwendet wird. Es ist langlebig, belastbar und robust. Geschirrleder wird besonders gewachst. Man nennt es „einbrenngewachst“. Simpel erklärt, wird das Leder durch Hitze komplett durch seine Materialstärke, also die Dicke des Leders, gewachst. Andere Ledersorten werden nur oberflächlich gewachst. Mit der Einbrennwachsung entwickelt sich das Geschirrleder im Laufe der Zeit und erhält so eine individuelle Patina – die Tasche schreibt somit ihre eigene Geschichte.
Das Alleinstellungsmerkmal bei Siegmund & Fritz ist die Fütterung der Taschen mit Harris Tweed®. Der Tweed-Stoff stammt von den Äußeren Hebriden, einer Inselgruppe in Schottland. Der Grundstoff, die Wolle, wird rein von den auf der Insel lebenden Schafe verwendet. Was den Harris Tweed® von anderen Tweed-Stoffen, wie Donegal Tweed oder Cheviot Tweed, unterscheidet, ist die Farbpracht (The Heritage Post No. 19). Die Farbmuster richten sich nach den Farben, die in der Landschaft auf den Hebriden vorkommen. So entstehen natürliche Farbkombinationen, die sich nach den meist erdigen Tönen des Grundstoffes richten. Auch Harris Tweed® wird ausschließlich von Hand verarbeitet und gewebt.
Bock ist von Schottland fasziniert. Die raue Landschaft, die kahlen Küsten, der torfige Whisky. So kam er zu der Design-Idee, Leder mit Tweed zu verschmelzen. Bei dem Design seiner Produkte setzt Maurice Bock auf Schlichtheit. Keine Schnörkel, keine Fransen, kurzum; kein Kitsch. Er orientiert sich an klassischen Arbeitstaschen, in denen alle Dinge ihren Platz finden können: Ob Thermoskanne, ein Henkelmännchen, Werkzeug, ein Laptop, aber auch für Papierkram ist ausreichend Platz. Der Kunde hat auch die Möglichkeit, seine Tasche, neben den klassischen Kombinationen, selbst zu individualisieren. Das Geschirrleder ist in zehn Farben erhältlich, Tweed gibt es in unendlichen Farbkombinationen, Loxx Knöpfe und Metallteile, wie Karabiner lassen freien Spielraum bei der Zusammensetzung. Aber auch Maße können nach Wunsch bestimmt werden, sodass jeder seine auf Maß geschneiderte Tasche innerhalb von vier bis acht Wochen erhalten kann.
An dieser Stelle möchte ich besonders den Klassiker „Briefcase Mk. 1“ erwähnen. Mit Innenmaßen von circa 39 x 30 x 8 cm passt so ziemlich alles rein, was man im Alltag mit sich trägt. Auch für diese Tasche gilt die absolute Gestaltungsfreiheit der Kombinationen von Leder, Tweed und den Verschlüssen.
Maurice Bock stellt aber auch neben seinen abgebildeten Produkten, Lederwerke her, die sich der Kunde wünscht. Dazu zählen Gewehrfutterale, Kamerataschen, Patronentaschen, Brillenetuis und viele weitere Lederwaren. Dabei können wir seine persönliche Beratung in Anspruch nehmen – ganz egal wo: ob im Büro, in der Werkstatt oder am Kneipentresen. Er steht für das klassische Handwerk ein und schätzt die Tradition, die er mit jedem seiner Produkte aufblühen lässt.
Text • Finn J. Muchow | Fotos • Marcel Bock
